Zentral – auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung und Lese
– Rechtschreib - Störung
Da die Entwicklung der Sprache und des Sprechens in engem Zusammenhang mit der
Hörwahrnehmung stehen, treten auditive Verarbeitungsstörungen oft in Kombination mit
Sprachentwicklungsstörungen auf.
Kindern mit auditiven Verarbeitungsstörungen fehlt beispielsweise die Bewusstheit dafür,
dass Sprache aus einzelnen Lauten zusammengesetzt ist (Analyse) und dass einzelne
Laute zusammengesetzt Wörter ergeben (Synthese). Möglicherweise haben betroffene
Kinder Schwierigkeiten, mündlich
Vorgegebenes zu speichern. Dadurch
können sie sich diktierte Wörter und
Sätze nicht merken und haben somit
Probleme, dem Diktat zu folgen.
So kommt es bei Kindern mit zentral –
auditiven Wahrnehmungsstörungen beim
späteren Erlernen der Kulturtechniken des
Lesens und Schreibens nicht selten zu
einer Lese – Rechtschreib - Störung
(LRS).
Eine LRS – Therapie ist im Leistungs-
katalog der Krankenkassen nicht als
Kassenleistung von Logopäden aufgeführt, da sie vom Gesetzgeber nach wie vor nicht als
medizinische, sondern als psychisch – seelische Störung klassifiziert wird. Da eine Lese –
Rechtschreib - Störung jedoch häufig im Verlauf einer Sprachentwicklungsstörung oder im
Rahmen einer zentral – auditiven Wahrnehmungsstörung auftritt, biete ich in diesen Fällen
eine logopädische Behandlung an, wenn der zuständige Arzt die Behandlungsbedürftigkeit
feststellt und eine logopädische Therapie verordnet.
Zentral – auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
Kinder mit zentral – auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen wirken meist
sehr unaufmerksam und können sich mündlich erteilte Aufträge nicht gut merken. Sie
haben vielfach die bedeutungsunterschei-
dende Wirkung von Sprachlauten noch nicht
erkannt, so dass sie beispielsweise den
Unterschied zwischen Wörtern nicht erkennen
können, die sich in nur einem Laut
unterscheiden (z. B. Tanne – Kanne). Sie
sind nicht in der Lage, einen Laut aus einem
Wort herauszuhören oder die Position des
Lautes im Wort zu bestimmen, obwohl sie
dies altersbedingt können müssten.
Zusätzlich wirken viele dieser Kinder leicht
ablenkbar, da sich Schwierigkeiten damit
haben, Störgeräusche zu unterdrücken.
Dadurch bekommen sie wichtige Informa-
tionen nicht mit. Häufig wird den Kindern die
Absicht unterstellt, dass sie etwas nicht hören
oder bestimmte Anweisungen nicht befolgen wollen.
Zentral – auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen können Folge von
häufigen Erkrankungen im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich (z. B. chronische Mittelohr-
entzündung) sein. Sie können aber auch durch eine Hirnreifungsverzögerung oder
mangelnde auditive Anregung verursacht werden.
In meiner Praxis therapiere ich die unterschiedlichen Teilbereiche der auditiven Wahr-
nehmung in Anlehnung an die Konzepte von Lauer, Nikisch, Küspert und Schneider. Dazu
stehen mir unter anderem auch CDs und PC-Programme zur Verfügung.
Teilbereiche der zentral – auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung:
•
Richtungshören
Lokalisation einer Schallquelle nach Richtung/ Entfernung (Raumorientierung)
•
Trennung von Nutz- und Störschall
Herausfiltern von Geräuschen/ Gesprochenem
aus Umgebungsgeräuschen
•
Dichotisches Hören
Verschmelzung von Höreindrücken des rechten
und linken Ohrs
•
Auditive Aufmerksamkeit
kurz- oder längerfristige Konzentration auf
Hörreize
•
Auditive Diskrimination
Unterscheidung ähnlich klingender Geräusche/
sprachlicher Einheiten z.B. k - t
•
Auditive Merkfähigkeit
Kurz- oder- langfristige Speicherung von
gehörten Informationen
•
Auditive Analyse
Heraushören kleinerer sprachlicher Informationen aus größeren z. B. Wörter aus
Sätzen, Silben oder Laute aus Wörtern identifizieren; Bestimmung der Position eines
Lautes innerhalb eines Wortes
•
Auditive Synthese
Zusammensetzen kleinerer sprachlicher Einheiten zu größeren z. B. einzelne Silben
oder Laute zu einem Wort zusammen ziehen
•
Auditive Ergänzung
Sinnvolle Ergänzung von nur bruchstückhaft Gehörtem z.B. Fla…e = Flasche
Lese - Rechtschreib - Störung
(Entwicklungsdyslexie / Entwicklungsdysgraphie)
Eine Lese - Rechtschreib - Störung (LRS) kann erst im Schulalter diagnostiziert werden.
Meist liegt die Ursache im Bereich der auditiven oder visuellen Wahrnehmung. Die
Betroffenen haben Probleme bei der Umsetzung der gesprochenen zur geschriebenen
Sprache.
Bereiche, in denen ein Kind mit Lese - Rechtschreib - Störung möglicherweise Probleme
hat
•
Buchstaben einem Laut zuordnen
•
erlernte Buchstaben wiedererkennen
•
Leserichtung einhalten
•
zwei Buchstaben zusammenlesen
•
Wörter in Silben unterteilen
•
einzelne Wörter im Satz erkennen
•
einzelne Laute aus einem Satz
heraushören
•
ein Wort im Text wiederfinden
•
den Sinn des Gelesenen verstehen
(Textaufgaben, Fremdsprachen,
andere Fächer)
•
Fehler beim Überprüfen erkennen
•
Verwechseln von Buchstaben
•
Auslassen, Hinzufügen von
Buchstaben
•
übermäßig hohe Anzahl an Rechtschreibfehlern
•
geringes Lesetempo
Bei einer offiziell diagnostizierten Lese – Rechtschreib - Störung, früher auch Legasthenie
genannt, ist eine Freistellung von schulischer Benotung der Rechtschreibleistung möglich.
Der Kinder- und Jugendpsychologe bzw. -psychiater testet das Kind auf Lese –
Rechtschreib - Störung. Liegt eine eindeutige Diagnose vor, kann ein entsprechendes
Attest zur Vorlage für die Schule augestellt werden.
Die LRS ist eine Teilleistungsstörung bei normaler Intelligenz. Sie kann zu psychischen
oder psychosomatischen Beschwerden wie zum Beispiel Schulangst, vermindertem
Selbstwertgefühl, Bauchschmerzen führen. Daher ist es mir ein Anliegen, nicht nur an den
Defiziten zu arbeiten, sondern auch Freude an Umgang mit Lauten, Silben und Wörtern zu
vermitteln und den Kindern ihre Stärken und Fertigkeiten aufzuzeigen.
In der LRS Therapie verwende ich unter anderem Inhalte aus folgenden Konzepten
•
Therapie zentral – auditiver Wahrnehmungsstörungen nach Lauer
•
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen bei Schulkindern nach Nikisch
•
Hören, lauschen, lernen nach Küspert & Schneider
•
Lautgetreue Leserechtschreibförderung nach Reuter - Liehr
Mögliche Therapieinhalte sind beispielsweise die Unterteilung von Wörtern in Silben, das
Finden von Reimwörtern, das Erkennen und Unterscheiden von Lauten, die Verbesserung
der Hörmerkspanne und des Reihenfolgegedächtnisses und die Förderung der zentral –
auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung (siehe dort).
Selbstverständlich gehört auch die Unterstützung und Beratung der Eltern zu meinem
Konzept der Lese – Rechtschreib – Therapie.